Pienza, eine Kleinstadt in der Provinz Siena, ist ein seltenes Beispiel für ein vollendetes Renaissance-Stadtbild. Die „Stadt Utopia“, die immer wieder als „ideale Stadt“ definiert wird, repräsentiert heute eine der Bauweisen, mittels derer man während der Renaissance-Zeit versuchte, ein „ideales“ Lebens- und Regierungsmodell zu erschaffen, in dem man die Idee einer Stadt umsetzt, die in der Lage wäre, konkrete Antworten auf den Wunsch eines friedlichen und fleißigen Zusammenlebens der Bürger zu geben. Dies war die „Utopie der Civitas“, welche von den Menschen der Antike vergeblich angestrebt wurde. Pienza verfügt zurzeit über zwei Museen; ein drittes ist im Entstehen.
Seine Lage im Zentrum des Orciatals, eines wunderschönen und aus landschaftlicher Sicht unberührten Tals, macht diese Kleinstadt ideal, um noch heute das wesentliche Interesse zu dokumentieren, das die humanistische Architektur beim Verhältnis zwischen Mensch und Natur schuf – auch hinsichtlich der Bedeutung, die dieses Verhältnis während des Zeitalters der Klassik hatte.
Heute ist Pienza Teil eines territorialen Systems, genannt „Parco Artistico, Naturale e Culturale della Val d'Orcia“, das sich der Bewahrung des außergewöhnlichen Kulturguts der fünf teilnehmenden Gemeinden verschrieben hat: Casiglion d’Orcia, Montalcino, Pienza, Radicofani und San Quirico d’Orcia.
Das Zentrum von Pienza wurde während der Renaissance von Papst Pius II. vollständig umgestaltet. Dieser plante, sein Heimatdorf in eine ideale Renaissance-Stadt zu verwandeln. Der Architekt Bernardo Rossellino wurde mit der Errichtung eines Doms, eines Papstpalastes und eines Rathauses beauftragt. Die Arbeiten wurden innerhalb von drei Jahren fertiggestellt.
Der Dom von PienzaDer Dom wurde vom Architekten Rossellino im Jahr 1459 errichtet und hat heute mit Stabilitätsproblemen im Bereich der Apsis zu kämpfen. Es sind Risse in den Mauern und auf dem Boden eines Kirchenschiffs vorhanden, doch die großartigen klassischen Proportionen sind nach wie vor intakt. Das Licht dringt über die großen Glasfenster ein, die Pius II. ausdrücklich wünschte. Dieser wollte eine „Domus vitrea“, ein gläsernes Haus, das den Geist der Erleuchtung des humanistischen Zeitalters symbolisieren sollte.
Der Palazzo Piccolomini in PienzaDer Palast steht neben dem Dom und fungierte bis 1968 als Residenz der Nachkommen von Pius II. Dieser Palast ist ein Projekt von Rossellino, welches vom Palazzo Rucellai von Leon Battista Alberti in Florenz beeinflusst wurde. Die für die Öffentlichkeit zugänglichen Appartements beinhalten auch das Zimmer und die Bibliothek von Pius II. Im Inneren des Palastes befindet sich ein mit Säulen verzierter Hof, der zu einer Loggia führt, welche auf den Garten im italienischen Stil hinausgeht. Dort genießt man einen herrlichen Ausblick auf das Orciatal sowie auf die bewaldeten Hänge des Monte Amiata.
Die Pfarrkirche von CorsignanoPapst Pius II. wurde im 11. Jahrhundert in dieser romanischen Pfarrkirche, die sich unmittelbar außerhalb der Altstadt von Pienza befindet, getauft. Sie weist einen zylindrischen Turm und ein mit mythologischen und fantastischen Themen dekoriertes Portal auf. Auf der Seite weist ein anderes Portal einen Sturz auf, auf dem eine Krippe im byzantinischen Stil eingemeißelt ist.